Warum es ein Mythos ist, dass Öle Feuchtigkeit spenden
Wir haben es alle schon unzählige Male gelesen: «XY-Öl spendet Feuchtigkeit und hydratisiert». Das Problem: Aus wissenschaftlicher Sicht ist das nicht nur falsch, sondern ziemlich haarsträubend.
Denn Fakt ist: Reine Öle sind völlig wasserfrei. Sie sind sogar hydrophob – also wasserabstossend. Klar, dass Öle deshalb Haut (und Haare!) nicht mit Feuchtigkeit versorgen können. Trotzdem spielen sie eine wichtige Rolle für den Feuchtigkeitshaushalt unserer Haut. Klingt wie ein Widerspruch? Wir klären das Missverständnis.
Der wichtige Unterschied zwischen Feuchtigkeit spenden & Feuchtigkeit bewahren
Gesichtsöl sorgt tatsächlich für gut durchfeuchtete Haut. Aber nicht, indem es Feuchtigkeit spendet. Sondern in dem es die Haut vor übermässigem Feuchtigkeitsverlust schützt. Und das geht so: Öle unterstützen die Funktionen einer gesunden Hautschutzbarriere, indem sie die Haut mit wichtigen Lipiden versorgen. Die sind wiederum wichtig, um Wasser in der Haut zu halten.
Um dieses Zusammenspiel zu verstehen, gehen wir am besten kurz zurück zu unserem Ziegelstein-Beispiel aus Teil 1 unserer Serie Öle fürs Gesicht.
Den Aufbau der Hornschicht unserer Haut kannst du dir ähnlich wie eine Ziegelsteinmauer vorstellen, die von Mörtel zusammengehalten und stabilisiert wird. Unsere Hautzellen sind dabei die Ziegel, die hauteigenen Lipide stellen den Mörtel dar. Diese Lipidmatrix besteht zu etwa 60 % aus Ceramiden, sowie jeweils 20 % Cholesterol und Fettsäuren1.
Sind nicht genug Lipide vorhanden, wird die Mauer bzw. Hautbarriere brüchig. Die Folge: Erstens wird die Haut anfälliger für Stressoren aus der Umwelt, zweitens kann Feuchtigkeit nicht optimal in der Haut gehalten werden und entweicht leichter nach aussen.
Weil Öle lipidhaltig sind, können sie die entstandenen Lücken zwischen den «Ziegelsteinen» wieder auffüllen und so den transepidermalen Wasserverlust (damit ist der Wasserverlust über die Hautoberfläche gemeint) in Schach halten: Die Haut wirkt gut durchfeuchtet und gesund.